Chronik und Beschreibung
Siedler und Mieter
Geschichten und Erinnerungen von damals

Hatten schon während des 2. Weltkriegs viele ihr Zuhause verloren, weil Häuser von Bomben getroffen wurden, so kamen gegen Kriegsende Hunderttausende dazu, deren Heimat im Osten zum Kriegsgebiet wurde und die vor der herannahenden Front oder den sowjetischen Truppen fliehen mußten. Dieser Strom von Entwurzelten steigerte sich noch, als die Tschechen nach Kriegsende mit der Vertreibung der Deutschen begannen und die Siegermächte in der Konferenz von Potsdam bestätigten, daß „die Umsiedlung der deutschen Bevölkerung“ aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn durchgeführt werden muß.

Deutsche Siedlungsgebiete

Schaubild 1: Deutsche Siedlungsgebiete

Die organisierten Ausweisungstransporte begannen im Februar 1946 und im März 1946 erreichte der erste Fürstenfeldbruck, für das wegen bereits bestehender Wohnraumbelastung seit Jahresanfang eine Zuzugssperre gegolten hatte. In verschiedenen Orten des Landkreises wurden Auffanglager errichtet, von denen aus die Transporte auf Privatquartiere verteilt wurden. Die Landkreisbevölkerung schnellte innerhalb von 9 Monaten von ca. 50.000 auf 64.000 Einwohner.

Obwohl die amerikanische Besatzungsmacht einen Flüchtlingskommissar mit weitreichenden Vollmachten ernannte, ließen sich bei dem raschen Zustrom so vieler Menschen chaotische Zustände nicht vermeiden. Die Lager faßten ca. 700 Personen; innerhalb von zwei Wochen waren aber über 1.200 unterzubringen. Auch bei Lebensmitteln und Bekleidung kam es zu Engpässen.

In Mammendorf dienten die Gasthaus-Säle von Giggenbach und Schilling (anfangs auch Haas und Winterholler) zur Durchschleusung. Von den nahezu 2 Millionen Vertriebenen, die Bayern aufnahm, waren über die Hälfte Sudetendeutsche aus der Tschechoslowakei. Die Herkunft derer, die es nach Mammendorf verschlagen hatte, dürfte etwa dem bayernweiten Durchschnitt entsprechen.

Herkunft nach Hauptvertreibungsgebieten

Schaubild 2: Herkunft nach Hauptvertreibungsgebieten


Der Bürgermeister hatte keine leichte Aufgabe, mußte er doch die zugewiesenen Familien unterbringen. Dennoch konnten Zwangseinweisungen weitgehend vermieden werden. Mehr oder weniger genötigt rückten die einheimischen Bewohner zusammen, um an die Neuankömmlinge Wohnraum abzutreten. Die waren froh um jede Bleibe und oft mußten fünf und mehr Personen in einem Raum von nur wenigen Quadratmetern unterkommen. Beide Seiten rechneten damit, daß dies nur ein vorübergehender Zustand sei.

Aber die Monate gingen ins Land und wer auf eine Rückkehr gehofft hatte, mußte seine Träume begraben. Das waren aber die wenigsten. Der Mehrheit blieb nichts anderes übrig, als anzupacken, wo es etwas zu tun und zu essen gab. Der Besitz war zwar verloren gegangen, nicht aber die Schaffenskraft und das Können. Wer nicht in seinem erlernten Beruf unterkam, entdeckte oft neue Talente.

Je länger die Wohnungsnot anhielt, desto unerträglicher wurde sie. 1948 beherbergte Mammendorf bei 1246 Einwohnern 654 Flüchtlinge und Vertriebene. Der Bürgermeister sprach Ende 1949 von 1800 EW bei 550 Zugezogenen. Die Volkszählung von 1950 weist für Mammendorf 1850 Einwohner, davon 488 Vertriebene aus.

Einer der ersten, die helfen wollten, war Pfarrer Martin Bauer. Er hatte schon im Herbst 1946 seine Absicht, auf dem Pfarrpfründe-Grundstück neben dem Bahnhof Nannhofen, für Flüchtlinge, die auswärts zur Arbeit fahren, eine Siedlung zu errichten, dem Erzbischöflichen Ordinariat vorgetragen. Das lehnte zwar nicht ab, hielt die Sache aber nicht für spruchreif.

Im Dezember 1947 faßte Pfarrer Bauer mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit nach. Er richtete Schreiben an den Caritas-Direktor (“Ich brauche einen Bauherrn“) und über den Landrat und Flüchtlingskommissär an den Staatsbeauftragten für das Flüchtlingswesen. (Siehe Abdruck der Schreiben vom 17.12.1947 auf S. ) Das Grundstück sollte in Erbpacht vergeben werden. Unter Verwendung des Holzes, das wegen des Sturms im Sommer 1946 aus dem Pfarrwald gefällt werden mußte, sollten 10 Wohnbaracken mit 100 m Länge und 6 m Breite errichtet werden. Eine abgeschlossene Wohnung mit eigenem Eingang und eigenen Nebenräumen sollte ca. 60 qm Wohnfläche haben und ca. 300 qm Garten. Der geplante Name: Siedlungsbau des kath. Caritasverbandes München.

Caritas-Direktor Dr. Kett veranlaßte eine Ortsbesichtigung und brachte als Fachmann Herrn Dr. Dobler von der Bayerischen Landessiedlung mit. Leider verstarb Herr Dr. Kett noch bevor die Verhandlungen Resultate brachten. Nach ihm ist der August-Kett-Weg benannt. Zusammen mit Pfarrer Bauer hatte er aber noch veranlaßt, daß das 3,93 ha große Grundstück genau vermessen und auch Grundwasserverhältnisse und Höhenpunkte festgestellt wurden.

1946 war auch Alfred Löffler aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt und hatte in Mammendorf seine Familie wieder getroffen. In ihm fand Herr Pfarrer Bauer einen Ansprechpartner und Verbündeten. Mit hochgekrempelten Hosen durchwateten sie das sumpfige Gelände um die Möglichkeiten zu erkunden.

Nachdem die Liga in Regensburg das Grundstück für Siedlungszwecke grundsätzlich freigegeben hatte und auch der Gemeinderat eine Bauvoranfrage befürwortete, trafen sich die beiden Herren am 17.01.1948 mit Behördenvertretern auf dem Gelände. Herr Kreisbaumeister Gradl fand das Grundstück für Bauzwecke als geeignet, allerdings nach einer großzügig durchzuführenden Entwässerung. Bei Dr. Dobler, dem Referenten der Bayer. Landessiedlung, liefen nun die Fäden für die weitere Entwicklung des Projekts zusammen.

Im Frühjahr 1948 fühlte man bei einer Zusammenkunft im Gasthaus Winterholler vor, wie viele Interessenten als Anwärter für eine Siedlerstelle in Frage kämen. Es meldeten sich 67, aber nach Bekanntwerden der annähernden Bedingungen verringerte sich die Zahl der ernsthaften Bewerber auf 52.

Nach viel Vorbereitungsarbeit kam es am 08.05.1948 im Gasthaus Winterholler zur Gründungsversammlung der „Landessiedlergenossenschaft Sankt Martin“ e.G.m.b.H. Als bisheriger Initiator konnte Herr Alfred Löffler neben den gemeldeten Siedler- und Wohnungsanwärtern und zahlreichen Besuchern eine Reihe prominenter Persönlichkeiten und Ehrengäste begrüßen:

Herr Dr. Dobler gab Aufklärung über die zur Gründung und zum Bestand einer Genossenschaft notwendigen Satzungen. Die empfohlene Mustersatzung wurde im wesentlichen angenommen. Die anschließenden Reden gipfelten darin, daß mit vereinten Kräften, Fleiß und Ausdauer die Seßhaftigkeit im eigenen Heim angestrebt werden sollte.

Als Vorstand der gegründeten Genossenschaft wurden gewählt:

    Vorstand: Herr Alfred Löffler

    Vorstand: Herr Hans Baumgärtner

    Vorstand: Herr Otto Ludwig

In den Aufsichtsrat wurden gewählt:

Laut Protokoll hatte die neu gegründete Genossenschaft 39 Mitglieder. Nicht alle waren Flüchtlinge oder Vertriebene; zu etwa 1/5 beteiligten sich auch ausgebombte oder einheimische Wohnungssuchende. Die gemeinsame, schwierige Aufgabe schweißte jedoch alle zu einer Gemeinschaft.

Allen war auferlegt, mindestens 1000 bis 1500 freiwillige Arbeitsstunden zu erbringen. Trotz der Bereitschaft, jede Mühe und jedes Opfer auf sich zu nehmen, wäre aber das Ziel ohne den guten Willen zuständiger Behörden und die Unterstützung durch die Bayerische Landessiedlung unerreichbar gewesen.

In den Sommermonaten des Jahres 1948 waren von den Herren des Vorstandes und des Aufsichtsrates viele amtliche Vorarbeiten zu leisten. Die Finanzierung und die Bebauung wurden von der Bayer. Landessiedlung geplant. Aus dem ersten Entwurf mit Ringstraßen wurde schließlich eine kammartige Erschließung mit einer Sammel- und drei Sackstraßen (s. Pläne auf S. ).

Insgesamt sollten 70 bis 72 Wohnungen und eine Schreinerwerkstätte erstellt werden. Für den ersten Bauabschnitt kam der Bau von 10 Doppelhäusern, einem Einfamilienhaus und der Schreinerwerkstatt in Betracht. Das Gesetz erlaubte damals für eine förderungswürdige Wohnung nur 45 qm.

Wegen der Art der Häuser und der Bauausführung gab es Meinungsverschiedenheiten zwischen Vorstandschaft und Landessiedlung einerseits und Pfarrer Bauer und Teilen des Aufsichtsrates andererseits. Pfarrer Bauer, der ursprünglich an Baracken gedacht hatte, riet von einer Unterkellerung ab und plädierte für ein volles Geschoß im 1. Stock. Er ließ von Zimmermeister Hartl eine Skizze zeichnen (im April 1948 sogar einen ausgearbeiteten Plan von Architekt Eisele, Olching), die keine Dachschrägen im Obergeschoß, aber nur ein Stiegenhaus pro Doppelhaus und keinen Keller vorsah. Volle Unterkellerung, Bad, Spülklosetts und Kläranlage betrachtete er als Luxus, das Steildach mit ausgebautem Dachgeschoß als unwirtschaftlich.

Er fürchtete einerseits, die Keller würden oft unter Wasser stehen, und andererseits die Siedler würden in Konkurs gehen oder gepfändet werden. Ein wenig hörte er dabei auch auf Stimmen aus der Bevölkerung, welche die Ansprüche der Siedler als anmaßend bezeichneten. Der Vorwurf, die Flüchtlinge wollten kein volles Obergeschoß, weil sie niemanden in ihre Häuser aufnehmen wollten war allerdings infam und wurde eindrucksvoll widerlegt bei Bezug. Außer bei Alscher´s, die selbst 6 Kinder in der Familie hatten, waren alle Dachgeschoßwohnungen von Mietparteien belegt, manchmal sogar von zweien. (s. 3. Übersicht Siedler und Mieter).

Welche Schritte er noch unternahm, um den Plan von Trunkelsberg und Landessiedlung zu Fall zu bringen und wie er „von Pontius zu Pilatus“ lief, Versammlungen einberief und schließlich doch an der Vorstandschaft scheiterte, ergibt sich aus seinem Bericht, der leider nur als unvollständige Durchschrift vorliegt.

Bis zum 25. September 1948 scheint sich das aber wieder eingerenkt zu haben, denn an diesem trüben, nebeligen Herbsttag galt Herrn Pfarrer Martin Bauer ein besonderer Gruß, als er den ersten Spatenstich ausführte.

Die kurze Ansprache, die Vorstand Alfred Löffler damals hielt, sei hier wörtlich wiedergegeben:

„ Wir erleben heute einen Tag von besonderer Bedeutung, man kann sagen, wir fangen eine neue Seite an, in unserem Lebensbuch. Die rege Beteiligung, welche ich feststellen kann, legt Zeugnis ab, wie groß die Einsatzfreudigkeit an der Schaffung eines eigenen Heimes, in der uns zugewiesenen neuen Heimat ist. Das ist auch verständlich, denn die meisten sind ja nur notdürftig untergebracht und sind bereit, alle Kraft einzusetzen, um endlich wieder mal menschenwürdig zu wohnen. Ich hoffe nur, daß die Arbeitswilligkeit so bleibt, wie sie heute beim ersten Spatenstich ist. Gewiß werden bei jedem mal schwache Stunden kommen und er wird müde werden. Kamerad, da rufe ich Dir schon heute zu: Raff dich zusammen und halte durch, dann ist Dir auch der Tag des Dankes gewiß, wo Du einziehen kannst in Dein eigenes Heim, was auch Deinem Leben wieder einen neuen Lichtblick gibt. -

Unsern Herrgott muß ich noch bitten, daß er uns die nötige Kraft und den Segen dazu gibt, daß wir unser Werk, welches wir heute beginnen, auch zu Ende führen können. Ich hoffe im Namen aller zu sprechen, wenn ich Hochw. Herrn Pfarrer bitte, den ersten Spatenstich zu tun. Herrn Pfarrer haben wir zu verdanken, daß wir hier siedeln, er stellte Land freiwillig zur Verfügung.“

Und der Chronist Johann Wenzel berichtet:

„In diesem Moment - es wirkte fast symbolhaft - brachen sich die Sonnenstrahlen eine Bahn durch den Nebel und fielen auch auf den Platz und die Gruppe von Menschen, welche sich um den Mann versammelt hatten, der gewillt war, ihnen mit Gottes Hilfe eine neue Heimat erringen zu helfen.

Herr Pfarrer Bauer, welcher zu den Siedlern sprach, nahm dieses Geschehen zum berechtigten Anlaß und Vergleich, darauf zu verweisen, wie düster und ausweglos wohl für viele die Zukunft gewesen sein mag, und die Sonnenstrahlen, welche sich jetzt einen Weg auf die Erde bahnen, mögen für alle ein gutes Omen bedeuten, gleichsam als wollte der Himmel dieses Beginnen wie einen Weg durch Nacht zum Licht segnen.“

Von diesem Zeitpunkt an wurde die „Brunnenzinne“, so benannt wegen ihrer nassen und sumpfigen Beschaffenheit, zur Baustelle. Jede freie Stunde werkelten jetzt die Siedler und besonders an Samstagen waren alle zur Stelle, um das Gelände zu entwässern. Zunächst wurde von Norden nach Süden ein 180 m langer, bis zu 1,70 m tiefer Sammelgraben ausgehoben. Wegen der abgeschrägten Böschung war er oben 3 - 4 m breit. Für das Wasserwirtschaftsamt führte Schachtmeister Bayreuther die Aufsicht.

Ebenso wurden danach die Drainagegräben und die Straßen nur mit Pickel und Schaufel ausgehoben. Selbst für die Anschaffung des Werkzeuges mußte so kurz nach der Währungsreform (war am 20.06.1948) hart gearbeitet werden und man mußte auch noch für die 300 DM Genossenschaftsanteil sparen. Bei Wind und Wetter, Regen und Schneetreiben sah man sie schaufeln und graben. Für die Verlegung von ca. 1000 m Drainageleitungen standen sie oft knietief im Wasser.

Familien, bei denen mehrere Personen mitarbeiten konnten, kamen ihrem Stundensoll natürlich schneller nahe, als solche, die nur auf die zwei Hände des Ernährers angewiesen waren und vielleicht auch noch auswärts wohnten. Wichtig war in diesem Winter 1948/49, daß man insgesamt vorankam, und so wurde trotz unfreundlichem Wetter eine Arbeitsleistung um die andere gemeinsam ausgeführt.

Allerdings mußte man beim Straßenbau feststellen, daß Eigenleistung auch etwas kostet: nämlich Zeit - selbst wenn so viele mithelfen. Die Aufgaben waren eben auch riesig. Zum Auffüllen des Straßenaushubs konnte der Kies aus einer pfarrgrundeigenen Kiesgrube geholt werden. Mehrere Landwirte von Mammendorf stellten dankenswerter Weise Gespanne zur Verfügung. Doch das war wie ein Tropfen auf einen heißen Stein. Man mußte die Fuhrunternehmer Selmayr und Huber beauftragen und deren Lastwagen rollten anschließend Tag für Tag. Sie wurden aber noch von Hand beladen. Eine Arbeitskolonne von Siedlern legte in der Kiesgrube auf, ca. 2000 cbm Schaufel für Schaufel, eine andere verteilte und verdichtete das angelieferte Material in den Straßen.

Die Baugruben wurden dann (in 9 Tagen ab 15.02.1949) von einem Bagger ausgehoben, was nicht nur eine spürbare Erleichterung war, sondern auch den nötigen Zeitgewinn brachte, um im Frühjahr mit dem Hausbau beginnen zu können.

Am 7. März 1949 wurde im Gasthaus Schilling in Mammendorf die Submission für die Arbeiten der ersten Baustufe (10 Doppelhäuser, 1 Einfamilienhaus und 1 Schreinerwerkstätte) durchgeführt. Bei den Bauarbeiten gab die Münchner Firma Hermann Dewitz einen 25%-igen Nachlaß bei ungeteiltem Auftrag für Beton-, Maurer- und Verputzarbeiten. Aufgrund dieses günstigsten Angebotes erhielt sie den Zuschlag. Die Zimmererarbeiten wurden an das Genossenschaftsmitglied J. Hartl, Mammendorf, vergeben.

Am 26. April 1949 begann die Baufirma mit dem ersten Haus (Löffler/Palme).

Für die Siedler blieben noch genug Möglich- und Notwendigkeiten, selbst mit Hand anzulegen: Entladen von Dachplatten, Bausteinen und sonstigem -material, Fehlbodenschüttung, Dacheindeckung und -isolierung, Gewinnung des Mauersandes, Erdbewegungen und -verfüllungen waren die wichtigsten Gemeinschaftsarbeiten.

Gebaut wurde mit Hohlblocksteinen aus Ziegelsplit und die Häuser wuchsen schnell. Der erste Dachstuhl für ein Doppelhaus konnte Mitte Juli 1949 erstellt werden und bis zur Einweihung der ersten beiden Häuser am 23.10.49 konnte auch das letzte Richtfest feiern.

Der Innenausbau konnte nahtlos beginnen, denn bis zur Genehmigung der staatlichen Mittel dafür, trat die Bayer. Landessiedlung mit eigenen Mitteln in Vorlage. So konnte man ab Spätsommer folgende Firmen auf der Baustelle treffen:

Von der Landessiedlung leitete Baurat Defregger die Bauaufsicht und Herr Richard Kiera wirkte als Fachmann und Siedlungsgenosse an der Überwachung der Bauarbeiten mit. Alfred Löffler war wie stets der treibende Motor für die zielstrebige Fortführung des turbulenten Baues und Hans Baumgärtner führte als Rechner die Aufzeichnungen. Auch Herr Pfarrer Bauer als Vorsitzender des Aufsichtsrates war sehr oft auf dem Baugelände zu sehen. Mit väterlicher Sorge war er darum bemüht, daß die Siedler die auf sie zukommenden Lasten auch verkraften können.

Am 23. Oktober 1949 fand ein Siedlungs- und Heimattag statt, bei dem die ersten 4 Doppelhäuser eingeweiht und weitere 6 Doppelhäuser im Rohbau vorgestellt wurden. Der Tag stand unter dem Motto „Miteinander - Füreinander“. Das umfangreiche Programm ergibt sich aus der abgedruckten Einladung (s. S. ). Über den Verlauf berichteten die BRUCKER NACHRICHTEN am 25. Oktober 1949 ausführlich (s. S. ).

Den Dankgottesdienst in der Siedlung hielt H. H. Domkapitular Monsignore Josef Thalhammer, der zusammen mit H. H. Pfarrer Bauer auch die Häuser einweihte. Unter den Ehrengästen waren so viele Regierungsmitglieder und Spitzenvertreter von Behörden, wie sie weder zuvor (noch danach) auf dem Lande gesehen wurden (das betonte Staatssekretär Dr. Schwalber, ein geborener Brucker).

Der in Mammendorf aufgezeigte Weg „Arbeiten und Sparen“ wurde als Vorbild für das ganze Land genommen und der Fleiß der Siedler mehrfach gerühmt. Sie hatten bis dahin 30.000 Arbeitsstunden geleistet und der Leistungsstand der einzelnen wurde in einem Schaubild dargestellt (s. S. ). Die mit den meisten Punkten hatten Anrecht auf die zuerst fertiggestellten Wohnungen. Mit besonderem Beifall aufgenommen wurden die Worte von Bürgermeister Gantner, die Heimatvertriebenen mögen sich künftig als „Mammendorfer“ fühlen.

Nach den vorangegangenen Kriegs- und Hungerjahren war auch nicht alltäglich, wie für das leibliche Wohl gesorgt wurde. Man schlachtete zwei Säue und neben Kesselfleisch oder frischen Würsten gab es reichlich Braten und sämtliche Getränke. Zum Tagesabschluß fanden im Gastlokal Haas in Mammendorf und in der Schloßwirtschaft Nannhofen (Högenauer) Tanzunterhaltungen statt. Die Freude muß groß gewesen sein.

Erreicht war aber erst eine wichtige Etappe, noch nicht das Ziel einer neuen Wohnung. Daran arbeiteten alle weiterhin fieberhaft. Konnte die erste Familie bereits am 3.11.49 einziehen, so schafften dies bis Jahresende auch 31 weitere, denn 8 Doppelhäuser wurden (bis auf Restarbeiten) bezugsfertig.

Bereits während des Siedlungsbaues hatten viele Frauen zugepackt wie die Männer. Nun, nachdem sie in den Häusern wohnten, verstärkten sie Ihren Einsatz noch. Um Sand und Rollkies zu trennen oder brauchbare Gartenerde zu gewinnen, haben Frauen (und auch ältere Kinder) ganze Hügel von Erde und Kies durch Drahtgitter geworfen und gesiebt. Um das Material mit Loren zu verfahren, waren Gleise gelegt worden. Allmählich wurde aus der Mondlandschaft ebenes Gelände.

Die Wasserversorgung war ein schwieriges Problem. Behelfsmäßig war beim Bau der Häuser im Keller ein Brunnen geschlagen worden. Aus ca. 2 m Tiefe förderte man Grundwasser mit einer Handpumpe. Obwohl dies dem Standard der meisten Altbauten im Ort entsprach, war bereits im Herbst 1949 mit der Bohrung eines zentralen Brunnens begonnen worden. Am südwestlichen Ende der Siedlung wurde die beauftragte Firma Etschel & Mayer aus Hof, in ca. 40 m Tiefe fündig. Also konnte im Frühjahr 1950 mit dem Aushub der Wasserleitungsgräben begonnen werden. Herr Josef Knöbl, selbst Siedler und im Begriff ein Installationsgeschäft mit Schlosserei zu gründen, überwachte die Arbeiten und war beim Legen der Rohrleitungen maßgebend beteiligt. Das Pumpenhaus wurde im Herbst 1950 von der Fa. Fischer erbaut und enthielt eine Druckkessel-Anlage und die Trafostation.

Inzwischen waren im Februar 1950 noch zwei weitere Doppelhäuser und das Einzelhaus mit Schreinerei fertiggestellt worden, ebenso die Nebengebäude. Mit der Bepflanzung und der Einzäunung der Gärten konnte der erste Bauabschnitt als abgeschlossen angesehen werden. In den 10 Doppelhäusern und 1 Einzelhaus mit Werkstatt hatte etwa die Hälfte der Siedlungsgenossen ihr eigenes Heim inne.

Die übrigen Anwärter fanden in den Dachgeschoßwohnungen der Erstsiedler vorerst Unterschlupf mit Ihren Familien. Sie warteten sehnlichst auf den Beginn des zweiten Bauabschnittes. Zur Vorbereitung wurde bereits mit den Erschließungsarbeiten am Gelände begonnen. Das bedeutete wieder umfangreiche Erdarbeiten von Hand. Die hier ca. 80 cm dicke Humusdecke mußte für die Straßen bis auf den festen Grund restlos ausgehoben werden. Der Entwässerungsgraben wurde fast um das Doppelte verlängert und Drainage- sowie Hausentwässerungs-Leitungen wurden angelegt.

Da kein Termin für den Baubeginn drängte, wurden auch die Baugruben von Hand ausgehoben. Wieder arbeiteten viele Frauen mit, die mit Hacke und Schaufel wie die Männer umzugehen wußten. Auch die Interessenten für eine Mietwohnung halfen beim Aufladen und Wegfahren der Erdmassen mit. Nachdem die Straßen notdürftig aufgefüllt und befahrbar gemacht worden waren und auch noch ein Kiesvorrat auf Halde gelegt war, stockten die Arbeiten im Sommer 1950.

Die von der Bayer. Landessiedlung beantragten öffentlichen Mittel wurden von der Landesregierung nicht freigegeben. Schon im Mai 1950 stellte auch die Zeitung die Frage: „Wird die St.-Martins-Siedlung weitergebaut?“ (s. S. ).

In seiner Rückschau vermerkt Johann Wenzel: „Es verging fast ein Jahr an kostbarer Zeit, während welcher hätte viel geschaffen werden können.“

Hinzu kam als weiteres Übel, daß alles teurer wurde, vor allem Baumaterial wie Steine und Zement, besonders aber Holz. Für manche Siedlungsanwärter wurde es bedenklich. Endlich, im Frühjahr 1951 hatten die Bemühungen von Alfred Löffler und Pfarrer Bauer Erfolg, und die vorgesehenen 6 Doppelhäuser und 7 Einfamilienhäuser (davon eines mit Bäckerei) konnten gebaut werden. Die Bauaufträge gingen diesmal an die ortsansässigen Baufirmen Alois Brunetti und Heinrich Fischer. Außerdem waren folgende Handwerksmeister mit ihren Gehilfen an der Fertigstellung beteiligt:

Am 3.3.51 begannen auch die Siedler wieder mit ihrer Eigenleistung bei Aushub und Kanalisationsarbeiten, später auch bei den Zwischendecken und beim Dachdecken. Die Arbeiten gingen zügig voran und im Dezember 1951 zog man ein.

Leider waren die Häuser nicht mehr komplett, sondern nur in einer abgespeckten Version übergeben worden. Um die Teuerung aufzufangen, mußten z.B. die Keller ohne Betonböden, die Kellerausgänge ohne Stufen und Wandungen, die Speicher ohne Böden, die Nebengebäude ohne Wände und Türen erstellt werden. Dies und noch vieles mehr mußte jeder nach und nach auf eigene Kosten fertigstellen.

Dennoch war es für die meisten wie eine Erlösung, endlich so weit zu sein und die ersten Weihnachten im eigenen Haus bzw. in der neuen Mietwohnung ließen manchem die Herbergsuche der hl. Familie in einem anderen Licht erscheinen.

Die „Sankt-Martin-Siedlung“ und deren Einwohnerzahl hatten sich um das doppelte vergrößert. Mittlerweile hatten hier 82 Familien eine neue Heimat gefunden, aber immer noch nicht waren alle Bewerber um eine Wohnung zum Zuge gekommen. 1954 errichtete die „Wohnungsbaugesellschaft für die Stadt und den Landkreis Fürstenfeldbruck“, der 28 Wohnungssuchende aus der Gemeinde und die Gemeinde selbst beigetreten waren, 30 weitere Wohnungen.

Schon im Herbst 1949 hatte Herr Michael Schwellinger seinen Kaufladen eröffnet und auch die Schreinerei Alscher ging schon mit der ersten Baustufe in Betrieb. Leider war es Hans Dill nicht lange vergönnt, seine Drechslerei zu führen; er starb bereits im Juli 1952. Bis dahin waren als Unternehmer hinzugekommen:

Richard Kiera mit seinem Architekturbüro, Alfred Löffler mit der Gardinenweberei, die Bauschlosserei Josef Knöbl, die Schneiderwerkstatt Franz Pollack, die Bäckerei von Franz Steinert, die Schuhmacherwerkstätte Ramisch, das Wäschegeschäft Frank, das Malergeschäft Alfred Dobner, das Lebensmittelgeschäft Kohlmann, die Fleisch- und Wurstwarenfiliale Ludwig. Sie trugen dazu bei, daß die Siedlung nicht nur Schlafplatz, sondern ein lebendiger Ortsteil wurde. Leider mußten später manche schließen und die Hälfte ist schon verstorben. Positiv ist, daß es bei Alscher und Löffler schon in der 3. Generation weitergeht und daß die Töpferei von Sabine Kiera neu entstanden ist.

Herr Pfarrer Bauer ist leider am 6. 8. 1956 auf einem Dienstweg in München tödlich verunglückt. Die Siedler setzten ihm aus Dankbarkeit am 14.9.1958 einen Gedenkstein, den Frau Moser in ihrem Grundstück „Gartenstr. 1“ aufstellen ließ.

Der eigene Siedlungsbrunnen ist inzwischen stillgelegt, seit die Siedlung ab 1963 der zentralen Wasserversorgung der Gemeinde angehört. Das Pumpenhaus war 1957 vom Liquidator, Herrn Schneider, an die Gemeinde übergeben worden. Auch die häuslichen Versitzgruben mit Überlauf hatten ausgedient, als 1967 über die gemeindliche Kanalisation an die zentrale Kläranlage angeschlossen wurde. Die Straßen wurden 1970 ausgebaut und geteert, aber erst später von der Pfarrpfründe übertragen.

Zum Schluß sei nochmals der Verfasser der Gedenkschrift zum 10-jährigen Bestehen, die auch mir weitgehend als Vorlage diente, Herr Johann Wenzel, zitiert:

„Der Bericht solle... eine Darstellung überliefern, wie in schwerer Zeit eine Gruppe von Menschen, welche... ein hartes Schicksal hinnehmen mußte, es zustande brachte, für sich und ihre Kinder und Kindeskinder eine neue Heimat zu gründen.“

Hans Dobner



Franz Dobner, Franz Herrmann, Robert u. Hans Dobner, Bäckerei Steinert u. Gartenstraße

Siedler und Mieter in der ersten Baustufe

    Die erste Baustufe umfaßte den August-Kett-Weg und Teile vom Martin-Bauer-Weg.

    August-Kett-Weg 1:

    Eigentümer 1949: Schwellinger Katharina (* 1913, +1994) und Michael (*1905)

    aus Veprowac/Jugoslawien

    Tochter Anna(*1932 ) verheiratete Aumüller

    Mieter: Langbein Therese (*1911) und Franz (*1908, +1970)

    mit Kindern Franz (*1931) und Eva (*1933)

    heutiger Eigentümer: Schwellinger Michael

    August-Kett-Weg 3:

    Eigentümer 1949: Knöbl Marianne (*1909, +1996) und Josef (*1908, +1966)

    aus Karawukova/Jugoslawien

    mit Kindern Thomas (*1931) und Anna (*1933)

    Mieter: Schenda Elly (*1911) und Friedrich (*1908)

    mit Kindern Christine (*1930), Ruth (*1934) und Margret (*1941)

    Folz Gertraud (*1906)

    heutiger Eigentümer: Inhuber Anna und Karl

    August-Kett-Weg 5:

    Eigentümer 1949: Schneider Elisabeth (*1908, +1966) und Heinrich (*1906, +1971)

    aus Neisse/Schlesien

    mit Kindern Irene (*1932), Elisabeth (*1935) und Karl-Heinz (*1948)

    nächster Eigentümer: Egger Renate(*1936) und Richard (*1930)

    mit Sohn Dieter (*1961)

    Mieter: Müller Agnes (*1908) und Karl (*1912)

    mit Kindern Maria (*1930) und Magdalena (*1934)

    heutiger Eigentümer: Egger Renate und Richard

    August-Kett-Weg 7:

    Eigentümer 1949: Ditsche Lucia (* 1910, +1975) und Josef (*1907, +1986)

    aus Groß-Brießen/Schlesien

    mit Kindern Leonhard (*1938), Brigitte (*1948) und Rita (*1948)

    Mieter: Janelt Hildegard (*1919, +1995) und Bruno (*1919, +1982)

    aus Klein Lippke/Brandenburg

    mit Kindern Nikolaus (*1944), Waltraud (*1947), Ursula (*1949), Maria (*1952), Johanna (*1953, +1969), Georg (*1956), Christine (*1957) und Michael (*1961)

    heutiger Eigentümer: Loibl Brigitte und Sigmund

    August-Kett-Weg 9:

    Eigentümer 1949: Steinert Emilie (*1909, +1981) und Franz (*1907, +1983)

    aus Schönborn/Sudetenland

    mit Kindern Berthold (*1931) und Christel (*1938)

    nächster Eigentümer: Wachsmann Margarete (*1915) und Karl (*1906, + 1962) aus Tharnau/Sudetenland

    mit Kindern Renate (*1941) und Albrecht (*1944)

    nächster Eigentümer: Wieser Renate (*1941) und Siegfried (*1941)

    Mieter: Christoph Erna (*1913, +1981) und Josef (*1907, +1983)

    mit Eltern Maria (*1876, +1964) und Josef (*1875, +1952)

    und mit Kindern Erna (*1937), Helmut (* 1939),

    Gerhard (*1940)

    Kaliner Elisabeth (*1923) und Paul (*1907)

    aus Grotzkau/Schlesien

    mit Kindern Martin (*1952), Heribert (*1954) und Peter (*1957)

    heutiger Eigentümer: Wieser Renate und Siegfried

    August-Kett-Weg 11:

    Eigentümer 1949: Ulbricht Anna (*1898, +1976) und Franz (*1892, +1982)

    aus Schönborn/Sudetenland

    mit Kindern Helmut (*1931) und Herbert (*1932)

    Mieter: Prasse Marie (*1899) und Hermann (* 1886)

    mit Tochter Rosa (*1917)

    heutiger Eigentümer: Ulbricht Helmut und Ulbricht Herbert

    August-Kett-Weg 13:

    Eigentümer 1949: Dill Marie (*1917) und Johann (*1912, +1952)

    aus Brand b. Tachau/Egerland

    mit Kindern Alfred (*1944), Anna (*1946), Alois (*1948) und Erhard (*1950)

    Mieter: Dobner Anna (*1915) und Alfred (*1914)

    aus Brand b. Tachau/Egerland

    mit Kindern Johann (*1937), Franz (*1939) und Robert (*1942)

    Schenda Elly (*1911) und Friedrich (*1908)

    mit Kindern Christine (*1930), Ruth (*1934) und Margret (*1941)

    heutiger Eigentümer: Dill Martina und Alois, Dill Erhard

    August-Kett-Weg 14:

    Eigentümer 1949: Pollack Maria (*1908) und Franz (*1907, + 1967)

    aus Beuthen/Oberschlesien

    Mieter: Hoffmann Pauline (*1878, +1968) und August (*1877, +1964)

    aus Konradsdorf/Schlesien

    Felgenhauer Gertrud (*1908) und Paul (*1905)

    mit Kindern Lothar (*1933) und Wolfgang (*1948)

    heutiger Eigentümer: Pollack Maria und Pollack Joachim

    August-Kett-Weg 12:

    Eigentümer 1949: Leitner Viktoria (*1911, +1991) und Johann (*1907, +1987)

    aus Mammendorf

    mit Kindern Viktoria (*1936) und Gisela (*1948)

    Mieter: Kohlmann Marianne (*1922) und Oskar (*1911)

    mit Kindern Hans Joachim (*1946) und Karin Dagmar (*1947)

    Felgenhauer Gertrud (*1908) und Paul (*1905)

    mit Kindern Lothar (*1933) und Wolfgang (*1948)

    heutiger Eigentümer: Stachl Viktoria und Karl

    August-Kett-Weg 10:

    Eigentümer 1949: Pogorzelski Elfriede (*1908, +1986) und Wilhelm (*1904, +1964)

    aus Lüzgendortmund/Ostpreußen

    mit Kindern Christel (*1930), Ingeborg (*1933)

    Helga (*1935), Waltraud (* 1938) und Ursel (*1940)

    Mieter: Bals Franz (*1926)

    heutiger Eigentümer: Beyer Ursula und Kurt

    August-Kett-Weg 8:

    Eigentümer 1949: Brämer Ella (*1917, +1991) und Paul (*1910, + 1985)

    aus Deutsch-Böhmisch/Sudetenland

    mit Sohn Klaus (*1941)

    Mieter: Christof Margarete (*1923) und Heinrich (*1920)

    aus Niedergrund/Sudetenland

    mit Kindern Erna (*1944) und Helmut (*1949)

    sowie Vater Heinrich (*1891)

    Moser Ruthlinde (*1912)

    mit Kindern Peter (*1938, +1953),

            Klaus (*1941)und Michael (*1943)

    heutiger Eigentümer: Brämer Klaus

    August-Kett-Weg 6:

    Eigentümer 1949: Knauer Elfriede (*1910, +1984) und Johann (*1903, +1979)

    aus Henersdorf Sudetenland

    mit Kindern Alfred (*1931, +1987) und Otto (*1933)

    Mieter: Wachsmann Margarete (*1915) und Karl (*1906, + 1962)

    mit Kindern Renate (*1941) und Albrecht (*1944)

    Moser Ruthlinde (*1912)

    mit Kindern Peter (*1938, +1953), Klaus (*1941)und Michael (*1943)

    heutiger Eigentümer: Knauer Anna

    August-Kett-Weg 4:

    Eigentümer 1949: Baumgärtner Anne (*1904, +1989) und Hans (*1899, +1982)

    aus Darmstadt

    mit Sohn Peter (*1937)

    Mieter: Ludwig Gertrud (*1916, +1996) und Otto (*1917)

    Sonntag Anna (*1880, +1956) und Johann (*1881, +1955)

    Prasse Marie (*1899) und Hermann (* 1886)

    mit Tochter Rosa (*1917)

    heutiger Eigentümer: Lehner Josef

    August-Kett-Weg 2:

    Eigentümer 1949: Steinleitner Sophie (*1913) und Ludwig (*1913)

    aus Mammendorf

    mit Kindern Helmut (*1941) und Rudolf (*1946, +1964)

    Mieter: Haack Christiane (*1915) und Udo Ernst (*1909)

    mit Kindern Udo (*1940), Ulrich (*1941) und Ulf (*1943)

    Gröger Margret (*1915) und Alfred (*1912, +1984)

    mit Sohn Siegfried (*1941)

    Steinleitner Anna und Helmut

    Ulbricht Rita und Armin

    Steinleitner Werner

    heutiger Eigentümer: Steinleitner Sophie und Ludwig

    Martin-Bauer-Weg 20:

    Eigentümer 1949: Löffler Maria (*1908, +1997) und Alfred (*1910, +1981)

    aus Niedergrund/Sudetenland

    mit Kindern Silvia (*1940) und Alfred (*1941)

    Mieter: Meisel Maria (*1884, +1965) und Hermann (*1881, +1977)

    Wenzel Maria (*1905) und Johann (*1901) mit Karl (*1928)

    Strößig Martha (*1929) und Anton (*1905) mit Maria (*1935)

    heutiger Eigentümer: Löffler Alfred

    Martin-Bauer-Weg 22:

    Eigentümer 1949: Palme Anna (*1909, + 1962) und Adolf (*1905, + 1962)

    aus Khaa/Sudetenland

    mit Kindern Helmfried (*1934) und Isolde (*1939)

    Mieter: Schindler Anna (*1915) und Josef (*1910)

    mit Kindern Anna (*1938), Monika (*1941),

    Josef (*1953) und Ursula (*1953)

    heutiger Eigentümer: Palme Helmfried

    Martin-Bauer-Weg 24:

    Eigentümer 1949: Heigl Maria (*1914, +1990) und Max (*1915)

    aus Jesenwang

    mit Kindern Korbinian (*1945), Max (*1948) und Herbert (*1952)

    Mieter: Blockus Frieda (*1905) und Hans (*1898)

    aus Schönbeck Danzig

    mit Kindern Harald (*1928), Jürgen (*1936) und Fredi (*1942)

    sowie Vater Daniel (*1872)

    heutiger Eigentümer: Heigl Gabriele und Herbert

    Martin-Bauer-Weg 26:

    Eigentümer 1949: Baumgartner Helena (*1911) und Johann (*1902, +1957)

    aus Dietenhausen

    mit Kindern Frieda (*1934), Berta (*1938) und Juliane (*1944)

    Mieter: Nickel Elisabeth (*1911) und Johann (*1908)

    mit Kindern Peter (*1937), Renate (*1942) und Reiner (*1944)

    heutiger Eigentümer: Settele Christine

    Martin-Bauer-Weg 28:

    Eigentümer 1949: Pollich Magdalena (*1902, +1989) und Anton (*1893, + 1964)

    aus Veprowac/Ungarn

    mit Sohn Anton (*1930)

    Mieter: Walter Anna (*1905) und Gustav (*1905)

    mit Sohn Heinrich (*1933)

    Pietsch Gertrud (*1898) und Benno (*1895)

    Liebl Edeltraud (*1923) und Armin (*1909)

    aus Csiaves

    mit Kinder Ute (*1948) und Ingrid (*1950)
    ausgewandert nach Brasilien oder Argentinien

    heutiger Eigentümer: Pollich Anton

    Martin-Bauer-Weg 30:

    Eigentümer 1949: Pella Martha (*1900, +1974) und Alfred (*1901, +1974)

    aus Neisse/Schlesien

    mit Kindern Heinz (*1926), Alfons (*1930),

    Alfred (*1931, +1977) und Helmut (*1933)

    Mieter: Alscher Gertrud (*1907, +1988) und Alexander (*1905, +1993)

    aus Beuthen/Oberschlesien

    mit Kindern Christa (*1932),Hilde (*1935), Reinhard (*1936), Heinz (*1939),Otwin (*1941) und Maria (*1943)

    Lenke Johanna (*1921) und Hans (*1921)

    mit Kindern Hans-Jörg (*1944) und Wolfgang (*1950)

    heutiger Eigentümer: Rosenwirth Martha

    Martin-Bauer-Weg 29:

    Eigentümer 1949: Alscher Gertrud (*1907, +1988) und Alexander (*1905, +1993)

    aus Leobschütz/Oberschlesien

    mit Kindern Christa (*1932),Hilde (*1935), Reinhard (*1936), Heinz (*1939),Otwin (*1941) und Maria (*1943)

    heutiger Eigentümer: Alscher Heinz

Siedler und Mieter in der zweiten Baustufe

    Die zweite Baustufe umfaßte Teile des Martin-Bauer-Weges, die Gartenstraße, den Brunnenweg und Teile der Straße Neue Heimat.

    Martin-Bauer-Weg 32:

    Eigentümer 1951: Müller Aurelia (*1924, +1984) und Gerhard (*1917, +1989)

    aus Makensen/Pommern

    mit Tochter Jutta (*1949)

    Mieter: Themar Maria (*1898, +1973) und Ferdinand (*1889, +1975) aus Preßburg

    mit Mutter Karolina (*1862, +1955)

    Krpalek Margarete (*1921) und Johann (*1910, +1966)

    mit Sohn Anton (*1921)

    heutiger Eigentümer: Kiera-Schliwa Sabine

    Martin-Bauer-Weg 34:

    Eigentümer 1951: Kiera Irmgard (*1921) und Richard (*1919)

    aus Schönwalde/Schlesien

    mit Kindern Michael (*1945), Christian (*1950) und Sabine (*1956)

    Mieter: Liebsch Maria (*1904, +1978) und Franz (*1903, +1987) aus Schönborn/Sudetenland

    mit Vater Franz Liebsch (*1869) und

    Kindern Franz (*1927), Josef (*1928) und Maria (*1930)

    heutiger Eigentümer: Kiera Richard

    Gartenstraße 1:

    Eigentümer 1951: Worm Berta (*1882, +1975) und Anton (*1885, +1964)

    aus Schönborn/Sudetenland

    mit Schwiegertochter Anna geborene Stolle (*1914)

    und Kindern Edeltraud (*1934) und Anton (*1944)

    nächster Eigentümer: Moser Ruthlinde (*1912)

    aus Weipert/Sudetenland

    mit Kindern Peter (*1938, +1953), Klaus (*1941) und Michael (*1943)

    nächster Eigentümer: Moser Anneliese (*1942) und Klaus (*1941)

    Mieter: Thiele Berta (*1893) und Heinrich (*1892)

    aus Schönborn/Sudetenland

    mit Vater Johann (*1866)

    heutiger Eigentümer: Moser Klaus und Annelies

    Gartenstraße 3:

    Eigentümer 1951: Ramisch Martha (*1894, +1984) und Eduard (*1890, +1958)

    aus Bischofsthal/Oberschlesien

    mit Sohn Helmut (*1922, +1976)

    nächster Eigentümer: Dunkel Gertraud (*1953) und Norbert (*1953)

    mit Kindern Tanja (*1976) und Sabrina (*1980)

    Mieter: Heinrich Olga (*1903, +1992) und Paul (*1900, +1970)

    aus Troplowitz

    mit Sohn Günther (*1943, +1993)

    Kaltner Katharina (*1895) aus Vepröd (Ungarn)

    Kempf Maria (*1920) aus Vepröd Ungarn

    mit Kindern Eva (*1937) und Erna (*1939)

    heutiger Eigentümer: Dunkel Gertraud und Norbert

    Gartenstraße 5:

    Eigentümer 1951: Matthes Anna (*1882, +1953) und Emanuel (*1875, +1958)

    aus Laurahütte/Oberschlesien

    nächster Eigentümer: Bürnheim Maria (*1921) und Dr. Ing. Hermann (*1907)

    aus Köln

    mit Kindern Klaus-Hermann (*1945) und Sigrid (*1958)

    Mieter: Dunkel Margarete (*1922, +1998) und Heinz (*1923)

    aus Ottendorf

    mit Kindern Horst (*1946), Hans-Günter (*1947) und

    Cornelia (*1959)

    heutiger Eigentümer: Bürnheim Maria

    Gartenstraße 7:

    Eigentümer 1951: Janelt Hildegard (*1919, +1995) und Bruno (*1919, +1982)

    aus Klein Lippke/Brandenburg

    mit Kindern Nikolaus (*1944), Waltraud (*1947), Ursula (*1949), Maria (*1952), Johanna (*1953, +1969), Georg (*1956), Christine (*1957) und Michael (*1961)

    nächster Eigentümer: Peters Maria (*1930) und Gerhard (*1931)

    aus Ottenachau/Jugoslawien

    mit Kindern Gerhard (*1956) und

    nächster Eigentümer: Romanelli Maria (*1958) und Mario (*1952)

    mit Tochter Sandra

    Mieter: Kursawe Herta (*1909, +1978)

    aus Oppeln/Oberschlesien

    mit Kindern Horst (*1931), Winfried (*1934) und Eberhard (*1935)

    Lindner Luise

    Marasek Katharina (*1905) und Josef (*1897)

    heutiger Eigentümer: Romanelli Maria und Mario

    Gartenstraße 9:

    Eigentümer 1951: Frank Magdalena (*1904) und Albert (*1898)

    aus Ehekirchen

    nächster Eigentümer: Kurz Viktoria (*1909, +1991) und Karl (*1903, +1985)

    aus Friedenhorst/Warthegau

    mit Sohn Günther (*1935)

    Mieter: Kappel Maria (*1925) und Herbert (*1922)

    aus Wanne/Schlesien

    mit Kindern Heinz (*1946) und Dorothea (*1949)

    Krauße Wolfgang mit Petra

    und Kindern Franziska, Carola und Stefan

    heutiger Eigentümer: Kurz Günther

    Gartenstraße 11:

    Eigentümer 1951: Hoffmann Pauline (*1878, +1968) und August (*1877, +1964)

    aus Konradsdorf/Schlesien

    nächster Eigentümer: Kania Luise (*1913)

    aus Annahof/Oberschlesien)

    mit Kindern Ursula (*1932) und Ute (*1944)

    Mieter: Schwiedel Maria (*1894, +1988) und Franz (*1894, +1963)

    aus Neisse-Neuland/Oberschlesien

    mit Sohn Rudolf (*1924) und Tochter Adelheid (*1928) (verheiratete Heinze)

    Napolitano-Tippelt Jolanda und Tippelt Udo mit Sohn Fabian

    heutiger Eigentümer: Kania Luise

    Gartenstraße 13:

    Eigentümer 1951: Lindermeir Therese (*1908, +1986) und Martin (*1902, +1978)

    aus Piehl/Bayern

    mit Kindern Inge (* 1939) und Helga (*1941)

    nächster Eigentümer: Metzkow Helga (*1941) und Hartmut (*1939)

    aus Schönebeck/Berlin

    mit Kindern Erik (*1964) und Brigitta (*1966)

    Mieter: Klinger Emma (*1922) und Franz (*1917)

    aus Schönborn/Sudetenland

    mit Sohn Günther (*1944, +1999)

    Wenzel Maria (*1905) und Johann (*1901)

    aus Wannersdorf/Sudetenland

    heutiger Eigentümer: Metzkow Erik

    Gartenstraße 10:

    Eigentümer 1951: Haack Christiane (*1915) und Udo Ernst (*1909)

    mit Kindern Udo (*1940), Ulrich (*1941) und Ulf (*1943)

    nächster Eigentümer: Seiler Magdalena (*1907, +1989) und Adam (*1904, +1972)

    aus Veprowac/Jugoslawien

    mit Tochter Eva (*1928)

    nächster Eigentümer: Schmölz Eva (*1928) und Leonhard (*1923)

    mit Tochter Jutta

    Heimerl Jutta (*1955) und Manfred (*1954)

    mit Kindern Sebastian und Tobias

    Mieter: Dunkel Hedwig (*1900, +1994) und Richard (*1901, +1987)

    heutiger Eigentümer: Schmölz Eva und Leonhard

    Gartenstraße 8:

    Eigentümer 1951: Dobner Anna (*1915) und Alfred (*1914)

    aus Brand b. Tachau/Egerland

    mit Kindern Johann (*1937), Franz (*1939) und Robert (*1942)

    Mieter: Koselovski Ilse (*1926) und Nikolai (*1923)

    aus Tiergart/Rußland

    mit Tochter Ingrid (*1948)

    Weidhas Maria (*1877, +1961)

    aus Brand/Egerland

    Schmidt Maria

    heutiger Eigentümer: Dobner Franz

    Gartenstraße 6:

    Eigentümer 1951: Herrmann Edmund (*1922, +1992) und Anna (*1926)

    aus Schönborn/Sudetenland

    mit Kindern Wolfgang (*1958) und Manfred (*1961)

    Mieter: Herrmann Anna (*1884, +1974) und Laurenz (*1885, +1966)

    Herrmann Anna (*1912)

    aus Schönborn/Sudetenland

    mit Kindern Franz (*1939) und Anni (*1939)

    heutiger Eigentümer: Herrmann Anna und Wolfgang

    Gartenstraße 4:

    Eigentümer 1951: Wenzel Maria (*1905) und Johann (*1901) mit Karl (*1928)

    aus Wannersdorf/Sudetenland

    nächster Eigentümer Klinger Emma (*1922) und Franz (*1917)

    aus Schönborn/Sudetenland

    mit Sohn Günther (*1944, +1999)

    nächster Eigentümer: Klinger Adelheid und Günther

    mit Kindern Franz und Regina

    Mieter Menzel Maria (*1903) und Josef (* 1892)

    aus Khaa/Sudetenland

    mit Mutter Anna (*1867, +1953) und Sohn Herbert (*1936)

    heutiger Eigentümer: Klinger Adelheid

    Gartenstraße 2:

    Eigentümer 1951: Christoph Erna (*1913) und Josef (*1907, +1994)

    aus Schönlinde/Sudetenland

    mit Eltern Maria (*1876, +1964) und Josef (*1875, +1952)

    und mit Kindern Erna (*1937), Helmut (* 1939), Gerhard (*1940)

    Mieter: Weiermüller Anna (*1907, +1985) und Kurt (*1903, +1966)

    aus Schönborn/Sudetenland

    Haase Anna (*1880, +1972)

    mit Schwiegertochter Maria Sieber (*1910, +1974) geborene Haase

    Schwiedel Barbara (*1924) und Rudolf (*1924)

    aus Neisse-Neuland/Oberschlesien

    mit Kindern Rita (*1957) und Eva (*1962)

    heutiger Eigentümer: Christoph Erna

    Brunnenweg 4:

    Eigentümer 1951: Ludwig Gertrud (*1916, +1996) und Otto (*1917)

    aus Roßbach/Sudetenland

    mit Sohn Herbert (*1945) und

    Mutter Ludwig Linda (*1877, +1962)

    Mieter: Wagner Antonia (*1888, +1964)

    aus Großbacken/Sudetenland

    Gesehl Anna (*1922) und Hans (*1910)

    aus Beuten/Oberschlesien

    heutiger Eigentümer: Ludwig Otto

    Neue Heimat 9:

    Eigentümer 1951: Steinert Emilie (*1909, +1981) und Franz (*1907, +1983)

    aus Schönborn/Sudetenland

    mit Kindern Berthold (*1931) und Christel (*1938)

    Mieter: Ulbricht Maria (*1901, +1997) und Anton (*1898, +1986)

    aus Schönborn/Sudetenland

    mit Kindern Erna (*1925) und Horst (*1939)

    Herrmann Anna (*1912)

    aus Schönborn/Sudetenland

    mit Kindern Franz (*1939) und Anni (*1939)

    Drexl Rosa (*1928) und Xaver (*1928) mit

    Kindern Peter(*1953) und Roswitha (*1961)

    heutiger Eigentümer: Steinert Berthold

    Neue Heimat 11:

    Eigentümer 1951: Kohlmann Marianne (*1922) und Oskar (*1911, +1991)

    aus /Schlesien

    mit Kindern H. Joachim (*1946) u. Karin Dagmar (*1947)

    Mieter: Blockus Ingeborg (*1930) und Harald-Hans (*1928)

    aus Schönbeck Danzig

    mit Tochter Brigitte (*1950)

    heutiger Eigentümer: Kohlsdorf Marianne

    Neue Heimat 13:

    Eigentümer 1951: Walter Anna (*1905) und Gustav (*1905)

    aus Groß-Herrlitz/Sudetenland

    mit Sohn Heinrich (*1933)

    nächster Eigentümer: Kobisch Mathilda (*1909) und Robert (*1895)

    aus Griesheim/Hessen

    mit Mutter Elisabeth Kobisch (*1874, +1961) und

    Tochter Roswitha (*1940)

    nächster Eigentümer: Klein Roswitha (*1940)

    Mieter: Liebl Edeltraud (*1924) und Armin (*1909)

    aus Csiaves

    mit Kindern Ute (*1948) und xxxx (*1950)

    heutiger Eigentümer: Eisner Elvira (*1950) und Erich (*1948)

    Neue Heimat 15:

    Eigentümer 1951: Langbein Therese (*1911) und Franz (*1908, +1970)

    mit Kindern Franz (*1931) und Eva (*1933)

    nächster Eigentümer Weiermüller Anna (*1907, +1985) und Kurt (*1903, +1961)

    aus Schönborn/Sudetenland

    nächster Eigentümer Alscher Christa, geb. Sieber, (*1944, +1988) und Ottwin (*1941)

    aus Leisnitz/Oberschlesien

    mit Kindern Claudia (*1964) und Bernd (*1967)

    Mieter: Feurer Rosalia (*1915)

    mit Kindern Anton (*1935) u. Maria (*1941)

    heutiger Eigentümer: Alscher Ottwin


Geschichten und Erinnerungen von damals

Botendienst

Zum Bau der Siedlung waren viele Eigenleistungen gefragt. Tagsüber mußten aber die meisten Väter im Beruf noch Brot verdienen, so auch unser Vater.

Dafür half dann nach der Schule die Mutter mit uns Kindern. Wir zogen also mit dem Handwagen voll Werkzeug von Nassenhausen nach Nannhofen, wie man damals sagte.

Die Hilfsdienste der größeren Kinder waren in vielfacher Hinsicht gefragt. Sie halfen beim Graben und reichten den Erwachsenen Baumaterial und Werkzeug. Die Dachplatten für alle Siedlungshäuser wurden über Menschenketten hochgehandelt, in denen auch die Kinder ihren Mann standen. Die Isolierung unter den Dächern mit Glaswolle war fast ganz die Aufgabe der Kinder. Daß sie auch die idealen Brotzeitholer waren, ist wohl selbstverständlich.

In Nassenhausen lebte damals auch die Familie Kiera. Richard studierte noch in München und entwarf schon die Pläne für die zweite Baustufe. An einem heißen Sommertag kam er schwitzend vom Bahnhof. Er kaufte beim Schwellinger eine Tafel Schokolade, drückte sie mir in die Hand und sagte: „Hans, lauf´ schnell zur Irmi und sag´ ihr, daß ich jetzt Architekt bin.“

Ich trabte unverzüglich los und lief barfuß nach Nassenhausen. Das war mein Marathonlauf und ich freue mich heute noch, daß ich die freudige Botschaft überbringen durfte, auch wenn die Schokoladentafel unterwegs geschmolzen ist.

Nachträglich habe ich erfahren, daß Frau Kiera daraufhin vergeblich den Tisch gedeckt, die Kinder angezogen und einen gebührenden Empfang vorbereitet hat. Richard Kiera mußte sein frisch erworbenes Diplom gleich ausgiebig mit den Siedlern in Knöbl´s Werkstatt feiern.

Hans Dobner

Baukontrolle

Die ersten Kellergeschoßwände der zu errichtenden Doppelhäuser des zweiten Bauabschnittes wurden besichtigt und die zukünftigen Besitzer waren voll Freude und des Lobes über die, für damalige Zeit verhältnismäßig zügig verlaufende Baumaßnahme.

Auch die Bauleitung war zufrieden und zollte Anerkennung an Maurer und Polier.

Allerdings wurde die plangerechte Ausführung der Kelleraußenwände kontrolliert. Da mußte festgestellt werden, daß das Gebäude seitenverkehrt angelegt worden ist. Also: Wie die Südseite des Gebäudes geplant war, war die Nordseite ausgeführt und umgekehrt. Der Grundriß war um 180° gedreht worden.

Der verantwortliche Polier nahm es mit Entsetzen zur Kenntnis und rief: „Um Gottes Willen - Ja, wenn doch die Welt unterging!!“

Der Schaden hielt sich bei dem Stand des Baufortschritts noch in Grenzen, lediglich die Kellerfensteröffnungen und die Außentüren mußten korrigiert werden. Der Beton war noch jung, so daß mit der Entdeckung und Beseitigung des Fehlers das gesamte Gebäude planmäßig fortgeführt werden konnte.

Richard Kiera


Unfall

Zeitweise fanden wir Kinder auch Zeit zum spielen. Später, als die Häuser fertig waren, spielten wir beispielsweise bis zum Dunkelwerden Fuß- oder Völkerball. Große Anziehungskraft hatten auch Simbert´s Weiher. Während des Baues der ersten Baustufe hallte aber oft der ungeduldige Ruf der Mutter herüber, wenn wir gebraucht wurden. Nach dem zweiten oder weiteren Aufruf sausten wir dann los, und liefen um die Wette, wer als erster den Siedlungsgraben überspringt.

Wir wohnten damals bei Dill´s und unser Onkel lebte noch. Eines Tages hatte er mit dem Bau des Zaunes begonnen. Als wir wieder gerufen wurden, hatte er gerade den Spanndraht gezogen, den wir nicht sahen. Ich sprang am weitesten -und rumms- riß es mir dem Kopf zurück und ich landete, wie von der Feder geschnellt, rückwärts im Graben. Ich war genau zwischen Oberlippe und Nase an den Draht gesprungen.


Der Onkel war zwar verärgert, daß ich sein Werk zerstörte, aber auch froh, daß mir nicht mehr passiert war.

Hans Dobner

Das Moped

Mein Vater, „der Christoph Bauer“, war ganz stolz auf sein Moped und auf die Möglichkeiten, die er damit hatte. Er war beweglich!

Im Winter wurde mit „Klaubeschein“ Holz gemacht und mit dem Anhänger eingefahren. Meine Mutter mußte die Straße beobachten und dann wurde mit Anlauf die kleine Böschung hochgefahren. Am Tag einige Male, Holz sammeln, aufladen, heimfahren.

Eines Tages war der Anhänger ausgeklinkt und mein Vater fuhr wie immer nach Hause. Meine Mutter hat gerufen und gerufen, aber er hörte nichts. Sie stand mit dem Holz im Wald.

Mein Vater fuhr zu Hause in den Garten und wollte den Anhänger losmachen, doch der Schreck war groß, er fehlte. Voller Sorge, daß er sich unterwegs selbständig gemacht hätte und vielleicht noch ein Unfall passiert wäre, fuhr er den Weg zurück. Meine Mutter war froh, als er in Sicht kam, und mein Vater sehr erleichtert, als er Hänger und Holz an Ort und Stelle wieder gefunden hatte.

Erna Christoph


Die Ente

Unter dem Eindruck der Nachkriegsjahre war das Konzept der Siedlung ausdrücklich so angelegt, daß sich die Bewohner durch Gartenbau und Kleintierhaltung weitgehend selbst versorgen könnten. Meine Eltern hielten einiges Federvieh, hauptsächlich Legehennen (mit Hahn), zeitweise auch einige Gänse und Enten.

Wir als Kinder halfen am liebsten bei der Aufzucht der Küken. Ein Entlein war besonders schwach und wurde von uns beschützt, wenn die anderen auf es einhackten. Dadurch wurde es besonders anhänglich und gesellte sich lieber zu den Menschen als zu seinesgleichen. Es schnatterte in so unterschiedlichen Tonlagen, als wenn es reden wollte, war aber vor allem sehr neugierig.

Auch als sie schon das weiße Federkleid der erwachsenen Enten trug, legte sie nach einem kurzen „Quack“, was soviel hieß wie „he“, den Kopf schief und schaute uns fragend an, wenn etwas für sie neu war.

Abends mußte immer der Geflügelstall gewissenhaft geschlossen werden, denn ab und zu versuchte der Fuchs einzudringen. Dann wurde auch gezählt, ob alle da sind. Der Schreck war groß, als eines abends die Lieblingsente fehlte. Alles Suchen und Rufen, ausgedehnt bis zu den Weihern und in die erste Baustufe, half nichts. Die Ente blieb verschwunden.

Als sie auch am nächsten Tag nicht auftauchte, gingen alle davon aus, daß sie gefressen oder gefangen worden sei. Seltsam nur, daß nirgends Federn auf irgendeinen Kampf hinwiesen.

Fast hätten wir unseren Kummer vergessen, als der Vater eines Tages auf dem Weg von der Haustüre zur Werkstatt zu träumen glaubte. Er war an der Dachrinne am Nordosteck des Hauses schon vorbei, als er sich fragte: „Hat sich das nicht so angehört, als wenn im Abflußrohr ganz leise eine Ente ruft?“ Im ersten Moment dachte er: „Haben mich die Kinder mit ihrer Trauer um die Ente auch schon verrückt gemacht?“ und wollte weitergehen.

Aber dann war die Neugierde doch größer und er lauschte, woher die leisen Quack-Rufe kamen. Mit dem Ohr an dem Dachrinnenablauf gab es keinen Zweifel mehr: Das Geräusch steckte da drinnen!

Nachdem die Ente nicht auf dem Dach saß und hineinrief, wurde der benachbarte Revisionsschacht geöffnet. Noch während der schwere Deckel beiseite geschoben wurde, verstärkte sich das Rufen. Und dann sahen wir sie. Im offenen Gerinne des Schachtes saß völlig zerzaust, verdreckt und erschöpft unsere Ente.

Sie muß vom Entwässerungsgraben der Siedlung in ein dort mündendes Drainagerohr geschlüpft sein. Bei dem geringen Durchmesser konnte sie nicht mehr rückwärts und auch vorwärts nur mit angelegten Füßen. Wie sie es dennoch geschafft hat, in mehreren Tagen ca. 50 m unterirdisch zurückzulegen, ist uns heute noch ein Rätsel.

Hans Dobner


Die schiefe Türe

In der zweiten Baustufe mußte vieles noch in Eigenleistung fertiggestellt werden. So standen die Nebengebäude nur auf hölzernen Tragpfosten; die Wände waren noch aufzumauern und die Türen einzusetzen.

Um mit dem knapp gewordenen Geld sparsam umzugehen, halfen sich die Nachbarn gegenseitig. Diese Maurer-Arbeiten machte damals der uns gegenüber wohnende Herr August Hoffmann.

Er war zwar schon betagt, aber ein Könner seines Fachs. Mit seinem Werk war ich ganz zufrieden, nur die Mauer am Türeingang war etwas schief ausgefallen. Vorsichtig sagte ich: „Wenn das der Kiera sieht, wird er nicht ganz einverstanden sein.“ Darauf sagte Herr Hoffmann: „Das wenn der Herr „Schiera“ sieht, wird er sagen: ´Hoffmann, das haben Sie gut gemacht´.“

Alfred Dobner

Unser „Kleckslkuchen“

Daheme gobsn zun Hier-Tagen, Zuhause gab´s ihn zu den Festtagen,
zu Weihnachten, zu Ostern und zun Higstn zu Weihnachten, zu Ostern und zur Hochzeit
- dann wor´s natürlich ee ganz guuda. - dann war´s natürlich ein genz guter.
Und wie mir dann do Hieb´n worn, Und wie wir dann „Hier“ waren,
do wurd er halt ols Odenken watter gemocht. dann wurde er als Andenken weiter gemacht
Und bald gobsn an Sunntsche u. ei da Wuche und bald gab es ihn am Sonntag und in der Woche
Su werd a gemacht: So wird er gemacht:
Da Buden is ee Hefeteg Der Boden ist ein Hefeteig
oba da Ufduslich, da macht´s aus aber das Obere, das macht es aus.
Do koom, schiene obgewechselt ei Klecksn, Da kam, schön abgewechselt in Klecksen,
da Moo, da Quork, die rute - und die Äppelmamelad, der Mohn, der Quark, die rote - und die Apfelmarmelade,
dann Rosingn, Streusl und di Mandeln. dann Rosinen, Streusel und die Mandeln.
Dann wurd da Runde oda Lange obgebackn. Dann wurde der Runde oder Lange gebacken.
Kinnter´s itz ?? Könnt Ihr es jetzt ??

Später dann, beim „Steinert-Bäcker“, konnten wir die Kuchen backen lassen. Ein normales Blech, rund oder lang, für 10 Pfennige. Und wenn Besuch kam, konnten wir ein großes Blech mit etwa 50 cm Durchmesser zu leihen nehmen, und für 30 Pfennige wurde es gebacken. Samstag für Samstag war die halbe Siedlung unterwegs zum „Steinert-Bäcker“.

Wir hatten Besuch, es sollte etwas Besonderes sein. Das Mädchen wollte natürlich mithelfen und als der Kuchen fertig war, wollte sie ihn voller Stolz zum Bäcker bringen. Doch aus der Traum - beim Gartentürl ein Sturz und der schöne Kuchen landete im Kies.

Meine Mutter sagte nur: „No, do homer fer de Schweine gebacken“ und fing wieder von vorne an.

Noch ein Bisserl später: Jetzt gab´s bei Steinert´s „Kleckslkuchen“ zu kaufen. Die „großen Bleche“ wurden zu ¼, ½, oder ganz verkauft. Da lief uns schon das Wasser im Mund zusammen. Bald war „Steinert´s Kuchen“ in aller Munde und wird bis heute vermißt.

Erna Christoph


Erste Hilfe

In den 50-er Jahren hatte die Buben und Mädchen der neuen Siedlung eine Sucht ergriffen, das Völkerballspielen. Kaum war eine der angrenzenden Wiesen abgemäht, so wurden mit abgelegten Kleidungsstücken die Spielfelder markiert. Ein Ball und bereitwillige Mitspieler fanden sich immer und schnell wurden die Mannschaften gebildet.

Dazu wurden zwei starke Werfer oder gute Fänger gesetzt (damit sie nicht in einer gemeinsamen Mannschaft zur Übermacht kamen) und die wählten dann abwechselnd je eine(n) Mitspieler(in). So konnten alle mitspielen und Späterkommende wurden gleichmäßig auf beide Mannschaften verteilt.

Oft war der Andrang auch so groß, daß in zwei oder mehr Partien gespielt wurde. Dann setzten sich meist die Größeren von den Kleineren ab. Sie spielten mit dem schwereren Ball und es wurde streng geworfen. Häufig war es so, daß ich im Endkampf nur noch meinem Bruder Franz gegenüberstand, der gut fangen konnte.

Eines Abends passierte es: Sei es, daß der Ball zu sehr „flatterte“, oder die Sicht schon nachließ - Franz faßte nach dem von mir geworfenen Ball, reckte ihm die ausgestreckten Finger entgegen - ein kurzes Knacken und ein fürchterlicher Schrei! Franz krümmte sich und hielt eine Hand in der anderen. Der Anblick war erschreckend. Der Daumen war so gestaucht, daß sich die beiden vorderen Glieder über das hintere geschoben hatten. Aus einem dicken Hautsack an der Handwurzel schaute nur noch die Daumenkuppe hervor.

Ich weiß nicht, was für Franz schlimmer war, der Schmerz oder der ungewohnte Anblick. Im ersten Schrecken sah er nur, daß er keinen Daumen mehr hatte. Jedenfalls war er geschockt und ich litt mit Ihm. Teilnehmend sagte ich: „Laß´ mal sehen!“ Ich bekam die Daumenkuppe zu fassen und zog daran mit einem kurzen, kräftigen Ruck. Noch ein Schrei von Franz - und er hatte seinen Daumen wieder.

Hans Dobner


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Bedanken möchte ich mich für die wunderbare Ausarbeitung dieser Chroniken unserem Hans Dobner und allen anderen die sonst dazu beigetragen haben.

Wenn Sie irgendwelche Anregungen, Wünsche, oder irgendwelche Informationen zu diesen Schriften haben, würden wir uns um jede Mail freuen.

14. Mai 1999